"Bert
Hellinger schreibt im Vorwort: „Das Besondere an diesem Buch ist die Fülle
an Beispielen, wie Krankheitssymptome, konkrete Ereignisse in der
Familie verleiblichen und wie diese über das Familienstellen ans Licht
gebracht, gewürdigt und dadurch überflüssig werden können...”
In der Tat zeigt dieses Buch auf beeindruckende Weise, dass nicht jedes
Krankheitssymptom auf einer kausal-funktionalen Ursache beruht, wie es
etwa Dr. Rüdiger Dahlke in seinen Büchern „Krankheit als Weg“ und
„Krankheit als Sprache der Seele“ beschreibt. Dr.Dahlke hat
sicherlich Recht, wenn er darstellt, dass Krankheiten sehr oft seelische
Ursachen haben. Frau Dr. Kutschera und Christine Schäffler gehen jedoch
weiter und zeigen auf, dass Krankheiten auch aus Ereignissen in der näheren
oder weiteren Familiengeschichte resultieren können, deren seelische
bzw. psychische Energie vom Kranken übernommen wurde. Dazu die
Autorinnen: „Oft wird die Suche nach dem Sinn einer Krankheit gemäß
unserem modernen Leistungsprinzip: Wenn Du schon krank bist, musst Du
etwas lernen – missverstanden. Eine solche aufgezwungene, schematische
Sinnhaftigkeit kann unter Umständen Schuldgefühle verstärken, mehr
aber nicht. Der Sinn, den ich beim Familienstellen gesehen und erlebt
habe, geht weit darüber hinaus. Er ist Ausdruck von Verstrickungen, die
aus Liebe entstehen.”
Bevor sich die Autorinnen dem Begriff des Symptoms in praktischer Weise
durch Darstellung einer Fülle von Fallbeispielen widmen, beschreiben
sie die wesentlichen Paradigmen des „Wesentlichen“ an Krankheit: Das
Thema „Leiden“ wird dabei ebenso berührt wie „Die Faszination der
Opferrolle“. Weiter werden die Begriffe „Der Sinn von Krankheit“
und “Die Bedeutung von Tod“ kurz gestreift.
Besonders interessant wird es, wenn die Beispiele beschrieben werden.
Zunächst wird das Symptom benannt und danach kurz die Aufstellung
beschrieben. Sehr hilfreich sind die dann folgenden Bemerkungen zu
Syptom, Aufstellung und Lösung, die das Buch zu einem sehr lesenwerten
Werk machen!" Peter Jaruschewski Quelle:
www.aufstellungspraxis.de (nicht mehr online)
Das
Buch gibt eine Einleitung in die erfahrungsgesättigte therapeutische
Weltsicht der Hauptautorin Ilse Kutschera. Sie schreibt aus langjähriger
klinischer Praxis als Internistin und Psychotherapeutin.
Es wird das Familienstellen als therapeutische Technik beschrieben.
Besonders die Grundannahmen Bindung, Ordnung, Ausgleich und die Funktion
des Gewissens werden erläutert. Dann wird beschrieben wie diese
Therapie durchgeführt wird. Es folgen zahlreiche Fallbeispiele ganz
unterschiedlicher Erkrankungen. In den Schlussbetrachtungen formuliert
Ilse Kutschera eine Ermunterung und Ermutigung für TherapeutInnen genau
hin zu schauen, um eine ganzheitliche Psychosomatik und liebevolle
Psychotherapie durchführen zu können. Die Autorin hebt die Bedeutung
der Ernsthaftigkeit hervor, Ernsthaftigkeit sowohl auf Seiten der Profis
als auch auf Seiten derjenigen, die in Therapie Hilfe suchen. Sie macht
deutlich, dass durch die Therapieform des Familienstellens häufig in
Ergänzung zu langjährigen verbalen Psychotherapien Menschen in die
Lage versetzt werden hinzuschauen was mit ihnen los ist, d. h. in welche
familiären Verstrickungen sie eingebunden sind und was dies mit ihrem
„sich nicht wohl fühlen“ zu tun hat. Die Fallbeispiele diesbezüglich
sind durchweg interessant, einige ergreifend, einige durchaus schlicht.
Es wird deutlich wie sehr die Autorin von der Wirksamkeit der Methode überzeugt
ist, dabei wirkt die Ernsthaftigkeit der Vorgehensweise möglicher
Kritik, es handle sich um „Wunderheilerei“, entgegen.
Das Buch ist von freundlicher Klarheit und gut verständlich
geschrieben. Es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Arbeit,
sondern um die Zusammenstellung großer klinischer Erfahrung, dabei war
offenbar die Co-Autorin Christine Scheffler als Journalistin behilflich.
Es gibt ein sehr überschaubares Literaturverzeichnis mit Hinweisen zu
Grundlagen der Psychotherapie nach Hellinger, der systemischen Therapie,
Hypnotherapie und NLP.
Fazit: Die Ernsthaftigkeit des Anliegens der Autorin erscheint mir
ausgesprochen überzeugend. Die Begeisterung für Hellingers
Therapieverfahren wird auf jeder Seite deutlich. Die Kategorien, von
denen hier die Rede ist, sind für eine psychotherapeutische
Verstehensweise m. E. ausgesprochen hilfreich und sollten nicht erst bei
verfahrenen Konstellationen zum Einsatz kommen, sondern gehören zum
Grundrüstzeug in der Psychotherapie. Kritisch anmerken lässt sich höchstens,
dass vermutlich auch durch diese Art von Familienaufstellung nicht jede
Verstrickung so klar gelöst werden kann. Da stellt sich mir die Frage,
wie weit es sich um ein Glaubenssystem handelt.
Ein ausgesprochen interessantes und sinnvolles Buch das Einblick gibt in
Hellingers Therapiemethode (mit Vorwort von Bert Hellinger), einen sehr
praxisnahen Ansatz verfolgt und einfach Spaß macht zu lesen. Es ist
enorm komprimiert und bietet auf 175 Seiten sehr viele Anregungen. Es
ist für Menschen in helfenden Berufen und insbesondere
PsychotherapeutInnen voll und ganz empfehlenswert.
Jede/jeder die/der schon einmal über seine eigene Familie nachgedacht
hat, wird die Relevanz der angesprochenen Bindungen bestätigen.
Ein erfreuliches, übersichtliches, ansprechend gestaltetes und sehr
verständliches Buch.
Dr.
med. U. Gonther, Ltd. Oberarzt,
www.pflegedialog.de
(nicht mehr online) |